Auge-Hand-Mund-Fuß Koordination
Im Alter von circa 3 Monaten beginnt das Baby seine Hände zusammenzuführen und sie in den Mund zu nehmen, um diese mit dem Mund zu erkunden. Dies ist der Beginn der Koordination der beiden Gehirnhälften.
In den nächsten Wochen entdeckt das Kind sein Knie und das Hand-Knie-Spiel beginnt. Mit den Augen werden die Bewegungen und der eigene Fuß aufmerksam beobachtet. Die Auge-Hand-Koordination verbessert sich und der Säugling ist nun in der Lage, auch gezielt nach Gegenständen zu greifen. Das „Be-greifen“ der Dinge in seiner Umgebung ist ein wesentlicher Bestandteil der kognitiven Entwicklung und kann daher nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Gegen Ende des 6. Lebensmonats ergreift das Kind nun seine Füße und versucht sie mit den Händen zu untersuchen und in den Mund zu nehmen. Nach mehrmaligem Üben gelingt es dem Kind, mit beiden Händen einen Fuß zu ergreifen und abwechselnd die Zehen des rechten und linken Fußes diagonal in den Mund zu nehmen (Bartel, 2016a). Damit hat es den Meilenstein Auge-Hand-Mund-Fuß-Zusammenspiel erreicht (Bein-Wierzbinski, 2011).
Für die weitere sensorische, motorische und geistige Entwicklung ist dieser Meilenstein von grundlegender Bedeutung.
Babys, die im ersten Lebenshalbjahr ausgiebig mit Händen und Füßen spielen und gerne nach ihren Füßen greifen, üben das Zusammenwirken von Armen und Beinen. Sie kräftigen die Bauchmuskeln und dehnen ihre Lendenwirbelsäule (Zukunft-Huber, 2023). Die Intensität dieser frühen Körperwahrnehmungen beinhaltet gekreuzte Koordination, die für das Erreichen des Meilensteins Krabbeln sehr wichtig ist (Seiler, 2020).
Der Fuß bleibt für einige Monate ein „unersetzliches Spielzeug“. Dazu ist es unbedingt notwendig, dass der Fuß barfuß ist und so differenzierter wahrgenommen werden kann. Durch häufiges „Be-greifen“ wird der Fuß gut in das Körperschema integriert. Ein Kind, das diese Phase intensiv erlebt, hat eine bessere Wahrnehmung in den Füßen und wird später gut und sicher laufen können, ohne ständig hinzufallen und zu stolpern (Bartel, 2016b).
Bei der Entwicklung dieses Meilensteins können Sie Ihr Kind unterstützen, indem Sie es zeitweise in eine „Nesterllagerung“ bringen. Damit fördern Sie die Entwicklung der Auge-Hand-Mund-Fuß Koordination und die Vernetzung der beiden Gehirnhälften.
Sollten Sie Unregelmäßigkeiten bei Ihrem Kind feststellen, wenden Sie sich bitte an Ihre*n Kinderarzt*in oder an eine*n auf diesem Gebiet erfahrene*n Physiotherapeut*in.
Quellen:
- Bartel, D., 2016. Rotation Nahrung für das Gehirn. BoD-Books on Demand, Norderstedt.
- Bein-Wierzbinski, W., 2011. Das PäPKi®-Konzept: Pädagogische Fördermethode für Kinder mit funktionellen Entwicklungsstörungen und deren Eltern. Manuelle Medizin 49, 153–160. https://doi.org/10.1007/s00337-011-0837-8
- Seiler, C., 2020. Unterwegs auf vier Füßen: mit Krabbeln die Entwicklung fördern: ein Handbuch für TherapeutInnen, HeilpädagogInnen und Eltern entwicklungsverzögerter Kinder. verlag modernes lernen, Dortmund.
- Zukunft-Huber, B., 2023. Das entscheidende erste Jahr: wie Sie Fehlhaltungen erkennen und vermeiden können, 1. Auflage. ed. Schmidt-Römhild, Lübeck.
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